Die Straßen sind in Innenstädten seit Jahren überlastet. Der morgendliche und nachmittägliche Stau gehören zum Alltag, genau wie die verzweifelte Parkplatzsuche. In Nebenstraßen sind die Seiten so mit Autos zugestellt, dass Radfahrer und Fußgänger nur schwierig durchkommen. Und um einen Parkplatz zu finden, muss man häufig weite Laufwege zum eigentlichen Zielort in Kauf nehmen. Ganz zu schweigen von der hohen Umweltbelastung durch die zahlreichen Autos, die aufgrund von Stau und Parkplatzsuche noch länger laufen, als eigentlich nötig.
Städte sind nun in der Pflicht, den Umstieg auf nachhaltige Mobilitätsformen zu ermöglichen, um Staus und CO2-Emissionen zu reduzieren. Das eigene Auto soll durch alternative Mobilitätsdienste ersetzt werden: Mobility as a Service (MaaS). Dazu ist ein vernetztes System aus öffentlichen Verkehrsmitteln, Mikro-Mobilität, Carsharing-Points und Parkmöglichkeiten nötig. Mobility Hubs, sogenannte Verkehrsknotenpunkte, sollen den Mobilitätsmix zusammenführen und uns ermöglichen, komfortabel von einem Verkehrsmittel zum anderen zu wechseln.
Da der Berufsverkehr einen Großteil zur Überlastung der Straßen beiträgt, kommen vor allem Bürogebäude als Verkehrsknotenpunkte in Frage. Anbindungsmöglichkeiten müssen bereits beim Bau neuer Büro-Tower bedacht werden.
Was ist neu am Mobility-Hub-Konzept?
Es handelt sich keineswegs um ein neues Konzept: P&R Parkplätze, Bahnhöfe und Flughäfen funktionieren schließlich nach ähnlichen Prinzipien wie Mobility Hubs. Mithilfe von Smartphone Apps können Verkehrsmittel in Innenstädten bereits intermodal genutzt werden. Google Maps findet beispielsweise innerhalb von Sekunden die schnellste Route und berücksichtigt dabei Busse, U- und S-Bahnen, Züge, Taxis, Gehwege und sogar E-Scooter und -Bikes.
Die Idee des Mobility Hubs und der intermodalen Nutzung mehrerer unterschiedlicher Verkehrsmittel ist also nicht neu. Warum haben wir dann in den meisten Innenstädten noch immer Stau- und Parkplatzprobleme? Weil für die Verkehrswende sehr viele Mobilitätsstationen nötig sind. Wir brauchen nicht zwei zentrale Knotenpunkte wie beispielsweise große Bahnhöfe, sondern zahlreiche kleine Stationen. Die Stadt München plant beispielsweise in ihrer Shared-Mobility-Strategy, bis zum Jahr 2026 200 Mobilitätspunkte in der Stadt einzurichten, damit alle Mobilitätsbedürfnisse ohne eigenes Auto erfüllt werden können.
Das Gute dabei ist, dass mehrere Stationen in kleinem Maßstab viel einfacher umzusetzen sind als Stationen in der Größenordnung von Bahnhöfen oder gar Flughäfen. Statt neue Räume zu schaffen, für die es in der Innenstadt keinen Platz gibt, können bereits bestehende Räume umfunktioniert werden.
Welche Rolle spielen Mobility Hubs in zukünftigen Bürobauten?
Wer heute große Bürogebäude in den Städten baut, muss auch Mobilitätskonzepte mit in die Planung einbeziehen. Dabei spielen nicht mehr nur ausreichend Parkplätze eine wichtige Rolle, sondern vor allem alternative Anfahrtsmöglichkeiten. Der Berufsverkehr gehört zu den größten Belastungen der Innenstädte und auch der Mitarbeiter.
Indem Unternehmen beim Umzug in neue Bürogebäude nicht nur Parkmöglichkeiten, sondern die flexible Anbindung an weitere Verkehrsmittel bieten, können sie die Attraktivität ihres Standortes deutlich erhöhen.
Der Umzug des Arbeitgebers ist für viele Menschen Anlass zur Planung eines privaten Umzugs in die Stadt. Der Grund ist vor allem die Anfahrt: Wenn ich günstig, schnell und komfortabel mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit komme, brauche ich kein teures Auto und kann mir die zeitraubenden Staus sparen. Wenn allerdings keine gute Anbindung des Arbeitsplatzes an das öffentliche Verkehrsnetz besteht, ist ein Umzug in die Stadt sinnlos.
Aber es liegt nicht nur im Interesse der Unternehmen selbst, Bürogebäude mit Mobility Hubs zu kombinieren. Da die meisten Autofahrer auf dem Weg zur Arbeit die Innenstädte blockieren, liegt es auch im Sinne der Kommunen, Unternehmen schon in der Bauphase bei der Konzeption von Mobility Hubs zu unterstützen. Nur so kann ein effizientes Netz aus vielen kleinen Stationen aufgebaut werden. Keiner kann im Alleingang ein sinnvolles Verkehrskonzept entwickeln: Die Stadt muss die einzelnen möglichen Standorte für Mobility Hubs zusammenbringen und tatkräftig unterstützen.
Voraussetzungen für genutzte, funktionierende Mobility Hubs
In vielen deutschen Städten gibt es bereits einige Mobility Hubs: Der Aral Mobility Hub in Berlin, Mobil.Punkt in Bremenund swa mobil in Augsburg sind nur einige Beispiele.
Damit Mobility Hubs gern und häufig genutzt werden, müssen allerdings einige Voraussetzungen erfüllt sein, die viele Bahnhöfe und Bushaltestellen bisher nicht einhalten.
Komfort und Sicherheit
Viele unserer Bahnhöfe kennen wir als dunkle, heruntergekommene Orte, an denen man sich nicht gern aufhält. Ziel sollte es sein, die Mobility Hubs als gepflegte, sichere und angenehme Orte zu gestalten, damit sie öfter genutzt werden. Dazu gehört unter anderem die Bereitstellung von sauberen Toiletten und Waschräumen, sicheren Fahrradparkplätzen, Schließfächern, Ladestationen für Smartphones sowie Cafés und Umkleidekabinen für Radfahrer.
Die Stadt Hamburg plant für den Stadtteil Oberbillwerder elf mehrgeschossige Mobility Hubs, in denen zusätzlich zu den Mobilitätsangeboten Platz für Einkaufsmöglichkeiten, Cafés, Jugendzentren und Bibliotheken sein soll. Das macht den Mobility Hub zwar attraktiv, ist aber nicht unbedingt für jede Station nötig.
Vernetzung vieler Verkehrsmittel
Aktuell hat man von meisten Bahnhöfen einen längeren Fußweg zur nächsten Bushaltestelle oder U-Bahn-Station. An der S-Bahn-Haltestelle liegen vielleicht drei E-Scooter herum, die man sich mieten kann. Doch ein funktionierender Mobility Hub sollte möglichst viele Verkehrsmittel auf einmal vernetzen und vor allem auch Parkmöglichkeiten bieten.
Denn gerade Menschen, die ländlich wohnen, müssen die erste Strecke bis zum Stadtrand mit dem Auto zurücklegen. Der Sinn des Mobility Hubs liegt schließlich in dem nahtlosen Wechsel zwischen Verkehrsmitteln, OHNE lange Fußwege und komplizierter Parkplatzsuche.
Intelligentes Mobilitätsmanagement
Ein nahtloser Wechsel zwischen verschiedenen Verkehrsmitteln bedeutet auch, dass Buchungs- und Bezahlvorgänge mehrerer Anbieter nicht zu viel Zeit in Anspruch nehmen dürfen. Wer Parken, ÖPNV und E-Scooter einzeln zahlen muss, am besten noch mit unterschiedlichen Zahlungsmitteln wie Bargeld für den Parkautomaten, DB-App für den ÖPNV und eine weitere App für den Scooter, wird das nicht als besonders praktisch wahrnehmen.
Es braucht also ein System, über welches die verschiedenen Mobilitätsangebote verknüpft werden können. Dazu gehört zum Beispiel smartes, schrankenfreies Parken, bei dem die Kennzeichen der Fahrzeuge automatisch erkannt werden. Die Parkdauer wird dann mit dem hinterlegten ÖPNV-Ticket abgeglichen. Die Parkkosten per App zu bezahlen ist ebenfalls eine praktische Alternative zum Kleingeldzählen am Parkautomaten, das viel Zeit in Anspruch nimmt.
Zudem braucht es Apps, mit denen Nutzer einfach und schnell alle Routen und Verkehrsmöglichkeiten finden können. Das erleichtert die Reiseplanung ungemein. In Ansätzen können Google Maps und die DB-App dies schon. Aber wer mit dem Auto anreist, hat kaum digitale Möglichkeiten, schnell und unkompliziert freie Parkplätze zu finden. Dabei ist die Parkplatzsuche in vielen Städten immer noch das Hauptproblem. Eine smarte Parkplatzmanagement-App kann das Problem lösen und dafür sorgen, dass Parkräume und Stellflächen optimal ausgenutzt werden.